Lieferando FAQ

Lieferando FAQ

Liebe*r Kolleg*in,

schön, dass du den Weg in unseren Infokanal gefunden hast! Wir sind eine Gruppe Lieferandokurier*innen aus ganz Deutschland, die gemeinsam mit unserer Gewerkschaft, der NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten) eine Tarifkommission gebildet haben, um einen Tarifvertrag für alle Kurier*innen bei Lieferando auszuhandeln. Es kann sein, dass wir infolge der Tarifverhandlungen auch zum Streik aufrufen...

  • Gewerkschaft?
  • Tarifvertrag?
  • Tarifkommission?
  • Tarifverhandlungen?
  • Streik?

Noch nie gehört? Keine Sorge, dass erklären wir dir gerne hier in unseren FAQs:

Eine Gewerkschaft ist eine Organisation, die dich als Arbeiter*in dabei unterstützt, dich zu vernetzen und gemeinsam mit deinen Kolleg*innen für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Als einzelne Person bist du oft "zu klein" oder "zu schwach", um dich mit Lieferando anzulegen. Schließt du dich jedoch mit anderen Kolleg*innen zusammen, hast du schon viel bessere Karten - denn nur gemeinsam sind wir stark! Gewerkschaften bieten dir als Mitglied aber auch kostenfreie Rechtsberatung an und stellen dir sogar kostenlos einen Anwalt, falls du gegen Lieferando vor Gericht ziehen musst, der Rechtsschutz umfasst auch das Sozialrecht. Bei Problemen mit der Agentur für Arbeit, der Kranken- oder Rentenversicherung bist du also rundum geschützt. Weitere wichtige Aufgaben von Gewerkschaften sind das Aushandeln von Tarifverträgen, die Beratung der Mitglieder, der Betriebsräte und die Gestaltung der Arbeits- und Einkommensbedingungen in ihrem jeweiligen Geltungsbereich. Auch organisiert eine Gewerkschaft im Ernstfall Streiks – denn nur Gewerkschaften dürfen zu Streiks aufrufen!

Unsere Gewerkschaft ist die NGG. Sie ist neben Lieferando u.a. für die Arbeiter*innen in Restaurants, Hotels, Süßwarenfabriken, der Lebensmittelindustrie- und Handwerk oder auch den Brauereien zuständig. Andere bekannte deutsche Gewerkschaften sind die IG Metall oder ver.di.

Ein Tarifvertrag ist ein Vertrag, den die Gewerkschaft bzw. die Tarifkommission mit einem Arbeitgeber oder Arbeitgeberverband abschließt. In diesem Vertrag werden die Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innen in dem jeweiligen Betrieb oder der Branche festgelegt. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen einem Manteltarifvertrag und Entgelttarifvertrag. Der Manteltarifvertrag, der die wesentlichen Arbeitsbedingungen wie Einstellung, Kündigungsfristen, Anzahl der Urlaubstage, Mehrarbeitszuschläge oder Zulagen für Sonn- und Feiertage vorsieht, hat in der Regel eine mehrjährige Laufzeit. Der Entgelttarifvertrag hingegen hat eine deutlich kürzere Laufzeit, diese kann zum Beispiel ein Jahr dauern, in manchen Fällen aber auch zwei Jahre oder in Ausnahmefällen noch länger. Grundsätzlich gilt: Das ausgehandelte Entgelt muss die aktuelle wirtschaftliche Lage abbilden und eine gerechte Beteiligung am Unternehmenserfolg sichern.  ACHTUNG: Dinge wie der Stundenlohn oder der Urlaubsanspruch können in Deutschland ausschließlich über Tarifverträge verbessert werden! Sicherlich gibt es auch einen gesetzlichen Mindestlohn, der wird jedoch von der Mindestlohnkommission, bestehend aus Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern abgeschlossen und bildet die gesamte Wirtschaft, aber nicht Lieferando im speziellen ab. Wenn du aktiv und selbstbestimmt deine Arbeitsbedingungen verbessern möchtest, führt an einem Tarifvertrag kein Weg vorbei! Außerdem dürfen in Deutschland nur Gewerkschaften Tarifverträge mit den Arbeitgebern abschließen!

Die Tarifkommission berät darüber, was überhaupt im angestrebten Tarifvertrag stehen soll, also wie hoch der Stundenlohn sein soll, wie viele Urlaubstage es geben soll, wie hoch das Weihnachts- bzw. Urlaubsgeld ausfallen soll, etc. Da die Gewerkschaft alleine nicht genau wissen kann, wie es in jedem einzelnen Betrieb zugeht, holen sie sich Rat von den Arbeiter*innen aus den jeweiligen Betrieben. Deshalb besteht eine Tarifkommission zum Teil aus Gewerkschaftsmitarbeiter*innen, die beratend zur Seite stehen und zum Teil aus Arbeiter*innen des Betriebs, die ihre Wünsche und Vorstellungen äußern. Gemeinsam werden dann Forderungen ausgearbeitet.

  • einen Stundenlohn von mindestens 15 Euro als Einstieg
  • 6 Wochen bezahlter Urlaub pro Jahr
  • Weihnachts- und Urlaubsgeld
  • bezahlte Heimfahrt vom letzten Kunden nach Hause
  • 50 Cent Kilometerpauschale für Autofahrer*innen
  • Erhöhung der Garantiestunden bei regelmäßiger Mehrarbeit
  • Sonn- und Feiertagszuschläge
  • und vieles mehr

Diese Forderungen sind übrigens noch nicht in Stein gemeißelt! Wenn du ebenfalls Vorschläge hast, immer gerne her damit! Wende dich einfach an gastgewerbe@ngg.net .

In den Tarifverhandlungen verhandelt die Tarifkommission dann mit dem Arbeitgeber über den Tarifvertrag. Ihr werdet als Mitglieder aktiv beteiligt, wir werden immer wieder deine Meinung abfragen und sicherstellen, dass die Verhandlungen für uns zufriedenstellend laufen. Jede Verhandlung ergibt am Ende einen Kompromiss, hierzu sind aber unter Umständen Warnstreiks, als äußerstes Mittel aber auch unbefristete Arbeitsniederlegungen (Streik) nötig.

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Warnstreik und einem Streik. Ein Warnstreik soll, wie der Name schon sagt, einen Warnschuss absetzen und den Arbeitgeber auffordern, entweder überhaupt in Verhandlungen zu treten, oder unsere Forderungen zu akzeptieren. Wird eine Tarifverhandlung als gescheitert erklärt, erfolgt eine Abstimmung unter allen Mitgliedern bei Lieferando und bei einem positiven Entscheid wird danach unbefristet gestreikt. Alle NGG-Mitglieder erhalten entsprechend unserer Satzung in diesem Fall ein Streikgeld.

Als Arbeitnehmer*in darfst beim Streik aufhören zu arbeiten. Nur so kann Lieferando im Zweifel erkennen, wie wichtig wir Kurier*innen für das Geschäft sind und dass ohne uns überhaupt nichts läuft! Auch deswegen macht es Sinn, Gewerkschaftsmitglied zu sein, denn nur so bist du im Streikfall abgesichert!

ACHTUNG: Streiks dürfen in Deutschland nur von Gewerkschaften und nur im Rahmen von Tarifverhandlungen ausgerufen werden! Solltest du (und weitere Kolleg*innen) einfach so streiken, werdet ihr ziemlich sicher entlassen!

Zeig uns am besten deine Unterstützung, indem du unsere Petition unterschreibst! Das kostet dich nichts und ist ein starkes Zeichen der Solidarität. Wenn du uns beim Ausfüllen der Petition noch deine Handynummer gibst, kontaktieren wir dich gerne, sobald die Verhandlungen in die heiße Phase gehen bzw. wir vielleicht sogar streiken müssen. Noch mehr würden wir uns natürlich freuen, wenn du direkt Mitglied der NGG wirst. Denn je mehr wir sind, umso erfolgreicher können wir verhandeln. Es macht einen Unterschied, ob bei einem Warnstreik oder Streik viele hundert, tausend, oder tausende Beschäftigte eines Betriebes teilnehmen, als nur ein kleiner Teil der Beschäftigten. Denn „die Gewerkschaft“ ist nur so stark, wie wir sie machen.

Du kannst auf der Website der NGG ganz einfach online Mitglied werden. Das kostet dich monatlich 1% deines Bruttolohns (Trinkgeld zählt also nicht rein). Da unser Gehalt sehr schwanken kann, nimm einfach den Durchschnitt der letzten 12 Monate (oder eben der Anzahl an Monaten, die du bereits bei Lieferando arbeitest).

Bei weiteren Fragen, wende dich gerne an die NGG in deiner Region, an eine*n unserer Kurier*innen vor Ort oder kontaktiere direkt uns unter gastgewerbe@ngg.net.