Internationaler Frauentag 2021 Claudia Tiedge: „Gewerkschaften sind unser Netzwerk“

Hamburg, 7. März 2021

Die Coronavirus-Pandemie zeige wie unter einem Brennglas die Defizite bei der Gleichstellung und verschärfe die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern. Vor allem Frauen seien von Einkommenseinbußen betroffen, die sie durch Freistellung, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit erfahren. Sie übernehmen den überwiegenden Teil der Haus- und Familienarbeit und reduzierten ihre Arbeitszeit, um auch noch das Homeschooling oder die Kinderbetreuung zu übernehmen.* Die Politik müsse dringend gegensteuern.“, sagt Claudia Tiedge, Stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

 

Es gelte zu verhindern, dass die Pandemie zu einem Rollback der Geschlechterrollen führe. So sei es dringend geboten, das Ehegattensplitting zu reformieren und die Steuerklasse V abzuschaffen, da sie für Frauen Fehlanreize wie zur geringfügigen Beschäftigung setze.

Tiedge betonte, dass es für Frauen wichtig sei, eine starke Gewerkschaft im Rücken zu haben. „Wir haben uns für bessere Familiensoforthilfen und die Erweiterung des Kinderkrankengeldes stark gemacht, damit es während der pandemiebedingten Schließzeiten von Kitas und Schulen einen auskömmlichen Lohnersatz gibt. Wir brauchen aber eine Regelung, die für den gesamten Zeitraum der Pandemie trägt, um Eltern so viel Planungssicherheit und Entlastung zu geben wie möglich“, betonte Claudia Tiedge.

„Ganz klar, mit Tarifverträgen kommen Frauen besser durch die Krise!“ so die Gewerkschafterin. Höhere Gehälter, Sonderleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, bessere Arbeitszeitregelungen und eine kleinere Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen seien auf gute Tarifverträge zurückzuführen. In der Krise profitieren Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen und mit Betriebsräten häufiger auch von der Aufstockung des Kurzarbeitsgeldes.

„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam für Forderungen laut zu werden und sie durchzusetzen. Genau das tun wir. Das ist Gewerkschaft. Ich werde niemals müde zu sagen: organisiert euch, werdet Mitglied und ein Teil der NGG. Kämpft mit uns für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für uns alle. Wir Frauen haben eine Stimme und müssen jetzt dafür sorgen, dass sie auch von allen gehört wird. Netzwerke helfen. Gewerkschaften sind unser Netzwerk“, so Claudia Tiedge.

 

* Das bestätigen die Ergebnisse einer Online-Befragung (www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-ruckschritt-durch-corona-23586.htm), für die im Auftrag der Hans- Böckler- Stiftung Erwerbstätige interviewt wurden. Demnach haben 27 Prozent der Frauen in Haushalten mit mindestens einem Kind unter 14 Jahren, aber nur 16 Prozent Männer ihre Arbeitszeit reduziert, um die Kinderbetreuung zu gewährleisten. Die Differenz fällt bei geringeren Einkommen noch größer aus und zeigt, dass finanzielle Überlegungen dabei eine zentrale Rolle spielen, wer von den Eltern Arbeitszeit reduziert.