Bundesregierung: Jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte ist Geringverdiener

Gewerkschaft NGG macht Tarifflucht für ausufernden Niedriglohnsektor verantwortlich

Hamburg, 30. November 2018

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die Tarifflucht von Unternehmen für die steigende Zahl von Geringverdienern in Deutschland verantwortlich gemacht. „Wenn sich mittlerweile nur noch ein Drittel der Betriebe an Tarifverträge hält, dann hat das dramatische Folgen am Arbeitsmarkt“, sagt der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. Selbst ein Vollzeitjob sei in vielen Branchen längst keine Garantie mehr für ein gesichertes Auskommen, so der Gewerkschafter. Dies zeigten heute bekannt gewordene Zahlen der Bundesregierung. Danach arbeitet aktuell jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte im Niedriglohnbereich.

„Wer nicht nach Tarif verdient, bekommt nicht nur weniger Geld. Auch bei Arbeitszeiten, Urlaub und der Zufriedenheit im Betrieb haben Beschäftigte in solchen Firmen schlechtere Karten“, betont Zeitler. Besonders alarmierend sei der Trend im Gastgewerbe. Nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung ist bundesweit nur noch jedes vierte Unternehmen der Branche tarifgebunden. Ein Grund dafür sei, dass Arbeitgeberverbände wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) den Firmen Mitgliedschaften anböten, bei denen sie sich nicht an Tarifverträge halten müssten, kritisiert die NGG. „Mit dieser Praxis muss Schluss sein. Zur Sozialpartnerschaft gehört, dass man sich an gemeinsam ausgehandelte Standards hält“, so Zeitler.

Der gesetzliche Mindestlohn, für dessen Einführung sich die NGG stark gemacht hatte, reicht nach Einschätzung der Gewerkschaft nicht aus, um steigende Mieten und Lebenshaltungskosten zu bezahlen. Zeitler: „Die Lohnuntergrenze muss kräftiger steigen als bislang. In erster Linie aber müssen sich die Unternehmen zu Tarifverträgen bekennen.“ Nur so könne der Niedriglohnsektor wirksam eingedämmt werden.

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