Gewerkschaft NGG kritisiert skandalöse Zustände am Oldenburger Schlachthof

Adjan: „Die Menschen sind nicht das Problem. Das System ist krank“

Leipzig, 8. November 2018

Im Skandal um die schockierenden Bilder aus dem Schlachthof der GK Oldenburg hat das Unternehmen in einem Statement mitgeteilt, dass die Verstöße gegen den Tierschutz den in einem Subunternehmen per Werkvertrag eingesetzten Beschäftigten zuzuschreiben seien und „nicht dem Standard“ entsprächen. „Dass sich der Schlachthof damit seiner Verantwortung entzieht, ist der nächste Skandal“, hat Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, auf dem NGG-Kongress in Leipzig erklärt.

Ein Unternehmen, das ureigene Aufgaben eines Schlachthofes – das Schlachten – in Werkverträge auslagert, nimmt mit der Auftragsvergabe billigend in Kauf, dass die eigenen Standards dabei untergehen“, so der neue NGG-Vize. Die Beauftragung eines Subunternehmens habe stets nur ein Ziel: Arbeitsleistung zu geringsten Kosten. „Wer Kosten für menschliche Arbeitskraft scheut, dem ist Arbeitsqualität häufig zweitrangig. Die Unsitte, jeden nur möglichen einzelnen Kernprozess bei der Produktion von Fleisch in Werkverträge auszulagern, ist an einen Punkt gekommen, an dem es nicht nur für den Tierschutz problematisch wird.“

Freddy Adjan wies darauf hin, dass in deutschen Schlachthöfen rund 50 Prozent und in der Spitze sogar bis zu 90 Prozent der Beschäftigten mit Werkverträgen arbeiteten – Tendenz zunehmend. Diese Entwicklung würden auch die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht mehr vorbehaltlos akzeptieren.

Die Erfahrungen und die von Tierschutzorganisationen in den vergangenen Jahren aufgedeckten Skandale zeigten, dass sich auch die Arbeitsqualität in Schlachtbetrieben verschlechtert habe. „Hinter Skandalen stehen immer Menschen, die unter enormen Leistungsdruck arbeiten und häufig Arbeitsaufträge erledigen müssen, für die sie nicht ausreichend qualifiziert sind. Hinzu kommt, dass es kaum Verantwortliche gibt, die ein Interesse an Qualität und Kontrolle haben – und auch Veterinäre schauen weg. Hinzu kommt, dass es kaum Verantwortliche gibt, die ein Interesse an Qualität und Kontrolle haben – und viele Veterinäre schauen weg. Es muss Schluss damit sein, dass sich Unternehmer in hochsensiblen Bereichen der Lebensmittelherstellung aus ihrer Verantwortung für Rohstoffe, Produkte und Arbeitskräfte verabschieden.“

Die Gewerkschaft NGG werde sich künftig noch intensiver um die Stärkung der Qualifizierung der Beschäftigten im Sinne des Verbraucherschutzes einsetzen“, kündigte Freddy Adjan an.

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