Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes Fleischproduktion trotz Corona auf Rekordhoch: „Bilanz auch durch Ausbeutung erkauft“

07. August 2020

Trotz Corona-Ausbrüchen an mehreren Schlachthöfen  und vorübergehender Betriebsschließungen bewegt sich die Fleischproduktion in Deutschland weiter auf einem Rekordhoch. Nach heute bekannt gewordenen Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden im ersten Halbjahr des Jahres 28,9 Millionen Tiere geschlachtet und 3,9 Millionen Tonnen Fleisch produziert – 0,6 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dazu sagte Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG): „Die deutsche Fleischproduktion bleibt selbst in der Krise auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre. Aber die Bilanz ist auch durch ausbeuterische Lebens- und Arbeitsbedingungen Zehntausender osteuropäischer Werkvertragsbeschäftigter erkauft. Es ist höchste Zeit, dass die Politik den prekären Zuständen in der Branche einen Riegel vorschiebt. Das vom Kabinett beschlossene Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischwirtschaft muss im September ohne Abstriche den Bundestag passieren.“

 

Die Fleischindustrie hat in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten ihren Umsatz im vergangenen Jahr um acht Prozent auf knapp 40 Milliarden Euro gesteigert. Trotz Coronavirus-Pandemie erzielte die Branche im März einen Rekordumsatz von 3,9 Milliarden Euro – laut Statistischem Bundesamt der „höchste Monatswert seit Bestehen der Erhebung“. NGG-Vize Adjan spricht von „immer neuen Rekorden auf dem Rücken der Beschäftigten“. Statt um wachsende Margen für Unternehmer wie Clemens Tönnies müsse es nun um einen Neustart der Fleischwirtschaft gehen – „zu fairen Löhnen und guten Arbeitsbedingungen“.

Die Branche sei in den vergangenen Jahren sehr kreativ gewesen und habe immer wieder neue Schlupflöcher gefunden, um Gesetze zu umgehen und ihr Ausbeutungssystem weiter zu betreiben und zu perfektionieren, so Adjan. „Es muss verhindert werden, dass die Fleischlobby im neuen Arbeitsschutzkontrollgesetz Ausnahmen oder neue Schlupflöcher finden kann. Denn dann wird sich nichts ändern und wir haben in wenigen Monaten dieselbe skandalöse Situation wie jetzt auch“, befürchtet Adjan. „Die Menschen in Deutschland haben diese Zustände satt. Deshalb ist jetzt auch die Zeit für einen Neuanfang und nicht für Reförmchen.“

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