DGB-Ausbildungsreport 2015

Gastgewerbe mit Nachwuchsproblemen: Azubis geben Ausbildung erneut schlechte Noten

Hamburg – 2. September 2015.

Auch im heute vorgestellten DGB-Ausbildungsreport belegt das Gastgewerbe die letzten Plätze. Wie schon in den Vorjahren bewerten angehende Köchinnen und Köche, Restaurant- und Hotelfachleute ihre Ausbildung deutlich schlechter als die Auszubildenden anderer Branchen. Die mangelnde Ausbildungsreife vieler Betriebe ist für Burkhard Siebert, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), ein Hauptgrund dafür, dass das Gastgewerbe heute ein „Nachwuchsproblem wie kaum eine andere Branche“ hat.

Siebert: „Auf Grund sinkender Schulabgängerzahlen und einem Trend zum Studium können es sich die jungen Menschen heute aussuchen, in welchem Beruf sie sich ausbilden lassen. Natürlich spielt dabei neben den Arbeitsbedingungen, Perspektive und Bezahlung auch die Ausbildungsqualität eine Rolle. Und die Ausbildung im Gastgewerbe hat unter den Jugendlichen längst einen ausgesprochen schlechten Ruf – leider häufig völlig zu Recht. Immer noch werden Azubis in vielen Küchen, Hotels und Restaurants als billige Arbeitskräfte ausgenutzt.

Laut DGB-Ausbildungsreport würden etwa angehende Köchinnen und Köche im Schnitt 8,6 Überstunden pro Woche ableisten. Dies sei zwar eine leichte Verbesserung zum Vorjahr (9,8 Stunden), aber immer noch mehr als bei den Auszubildenden aller anderen Berufe (Durchschnitt: 4,3 Stunden). Neben überlangen Arbeitszeiten, die regelmäßig abends, nachts und an den Wochenendenden geleistet werden müssten, hätten es Azubis im Gastgewerbe besonders häufig mit einer niedrigen Ausbildungsqualität zu tun. So sei zum Beispiel die fachliche Qualität der Ausbildung im Betrieb von keiner der 25 untersuchten Gruppen so schlecht bewertet worden, wie von den Hotelfachleuten. Auch gebe es im Branchenvergleich bei der Höhe der Ausbildungsvergütungen zum Teil noch deutlich Luft nach oben.  

Siebert: „Im vergangenen Jahr blieben 34,4 Prozent aller Ausbildungsplätze für Restaurantfachleute und 19,6 Prozent für Köchinnen und Köche unbesetzt. Diese dramatischen Zahlen sind die Quittung für die Versäumnisse der vergangenen Jahre. Harte Ausbildungsbedingungen und schlechte Ausbildungsqualität, eine vergleichsweise geringe Ausbildungsvergütung und Bezahlung sind keine Argumente, die junge Menschen überzeugen. Auch die vom Deutschen Hotel und Gaststättenverband Dehoga lautstark vorgebrachte Forderung nach der Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes und 12-Stunden-Schichten hat das Image der Branche nicht verbessert. Arbeitgeber und Dehoga sind dringend aufgefordert, endlich für bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zu sorgen, sonst steht die Branche bald ohne Fachkräfte da – obwohl sie viele spannende Berufe und Chancen zu bieten hat. Die duale Ausbildung im Gastgewerbe wird nur mit einer durchgehend guten Ausbildungsqualität gestärkt.

Der DGB-Ausbildungsreport 2015 ist online verfügbar.

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