Katastrophale Arbeitsbedingungen, miese Unterbringung und massiver Druck auf die meist ausländischen Beschäftigten: Es waren die massenhaften Corona-Ausbrüche in großen deutschen Schlachthöfen, die vor vier Jahren den öffentlichen Fokus auf die schlimmen Bedingungen in der deutschen Fleischindustrie gelegt haben. In der Folge wurden hierzulande Werkverträge und Leiharbeit weitgehend verboten – ein wichtiger und überfälliger Schritt für die skandalträchtige Fleischbranche in Deutschland.
Und heute? Wie sehen die Arbeits- und Lebensbedingungen der rund eine Million Menschen aus, die in den rund 32.000 Betrieben der europäischen Fleischindustrie schuften? Was muss sich verbessern und welche konkreten Forderungen ergeben sich an die Regierungen und die Europäische Union? Diese Fragen standen im Zentrum von MeatTheStandards einem Projekt des Europäischen Gewerkschaftsbunds EFFAT, das am Dienstag, den 16. April 2024 in Berlin mit einem Treffen von Betriebsräten, Vertreterinnen und Vertretern von Gewerkschaften und Expertinnen und Experten der Fleischbranche einen erfolgreichen Abschluss gefunden hat. Über zwei Jahre wurde die Situation in Europas Fleischindustrie analysiert, Netzwerke ausgeweitet und Forderungen und Maßnahmen entwickelt.
Die Regierungen der europäischen Länder und die EU könnten von den Erfahrungen aus Deutschland profitieren - das ist eines der Ergebnisse von MeatTheStandards. Das deutsche Arbeitsschutzkontrollgesetz, mit dem Werkverträge und Leiharbeit in der Branche weitgehend verboten wurden, hat die Situation der hierzulande in der Fleischbranche beschäftigten Menschen spürbar verbessert. Aber: es bleibt viel zu tun – in Deutschland, wie in Europa: die Löhne sind weiterhin zu niedrig. Es fehlt außerdem immer noch an klaren Regelungen für die Vermittlung der ausländischen Arbeitskräfte. Die Arbeitsbedingungen und die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen werden viel zu selten kontrolliert.
Weitere Infos:
- Gemeinsame Pressemitteilung von EFFAT und NGG
- Im Vorfeld der Europawahlen am 9. Juni 2024 fordert die EFFAT mehr Einsatz für ein gerechteres Europa