Arbeitszeitkonferenz mit Betriebsräten der bayerischen Milchwirtschaft tagt in München „Ihr seid die Experten“

Vom 27. bis 28. Februar 2018 diskutierten Betriebsräte der bayerischen Milchwirtschaft in München das Thema "Arbeitszeit". Foto: Uwe Völkner / Fotoagentur FOX

Wenn es um das Thema "Arbeitszeit" geht, dann sind die Betriebsräte und die Beschäftigten die Experten. Das wurde auf einer Konferenz des NGG-Landesbezirks Bayern eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In München kamen Anfang der Woche 100 „Expertinnen und Experten“ der Milchwirtschaft zum Erfahrungsaustausch in Sachen Arbeitszeit zusammen.

„Wie lang ist mein Arbeitstag. Wann habe ich frei, wann muss ich zur Arbeit? Was ist mit meinem Wochenende? Was ist mit Mehrarbeit? Gibt es einen Ausgleich in extra freier Zeit für besonders belastende Arbeitszeiten? Wie können wir für Entlastung sorgen, wenn die Arbeitsbelastung immer weiter zunimmt?“ Freddy Adjan, Landesbezirksvorsitzender der NGG Bayern, ist sich sicher: „Das sind nur einige der Fragen, die uns und die Betriebsräte beim Thema Arbeitszeit umtreiben. Die Antworten hierauf gibt es noch nicht. Die müssen wir gemeinsam erarbeiten, auch in den Tarifkommissionen.“

„Wir brauchen Flexibilität, aber im Sinne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“

Inwieweit der aktuelle Tarifabschluss der IG Metall zur Arbeitszeit ein Wegweiser sein könne, werde sich zeigen. Fest stehe allerdings, so die NGG-Vorsitzende Michaela Rosenberger in ihrem Grußwort, dass die Versuche der Arbeitgeber und teilweise auch der Parteien, das Arbeitszeitgesetz zu verändern und die erlaubte Höchstarbeitszeit von derzeit zehn Stunden pro Tag noch auszuweiten, unbedingt verhindert werden müsse: „Wir brauchen Flexibilität, aber im Sinne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie müssen Erziehung und Pflege so vereinbaren können, dass ihnen der Druck genommen wird. Damit sie motiviert und gesund bleiben. Und da brauchen wir von der Politik Unterstützung statt verdächtig vage gehaltener Passagen im Koalitionsvertrag zur möglichen Reform des Arbeitszeitgesetzes.“

„Unsere neue Währung ist die Zeit“.

Wie sie vor Ort im Betrieb die Arbeitszeit aktiv mitgestalten können, diskutierten die Betriebsräte höchst kreativ und durchaus auch kontrovers in verschiedenen Arbeitsgruppen. Deutlich wurde: Schon jetzt wollen viele, und beileibe nicht nur die Älteren, die Möglichkeit haben, bei Bedarf Arbeitszeit zu verkürzen oder auch Mehrarbeit in Zeit statt in Geld „ausbezahlt“ zu bekommen. Lilly Neumann, Betriebsratsmitglied bei Hochland Schongau: „Bei uns geht das teilweise schon. Unsere neue Währung ist die Zeit. Aber mein Traum wäre ein Rechtsanspruch darauf, dass jemand sich auch mal ein halbes Jahr für eine Weltreise oder den Jakobsweg ausklinken kann, frei nach dem Motto 'Ich bin dann mal weg'. Letztlich muss es dahin gehen, dass die wöchentliche Arbeitszeit reduziert werden und das in einem Tarifvertrag gebündelt werden kann. Und wir brauchen wieder eine gesetzlich finanzierte Altersteilzeit.“

Arbeitszeitentlastung ist das Ziel

Diese und andere Vorschläge, die die Betriebsräte auf der Münchner Arbeitszeitkonferenz gemacht haben, wird der NGG-Landesbezirk Bayern sammeln, sichten und im Frühjahr in eine Befragung der Beschäftigten der bayerischen Milchwirtschaft zum Thema Arbeitszeit einfließen lassen. Der Start ist gemacht, jetzt geht es weiter! Arbeitszeitentlastung ist das Ziel.