Kundgebung und erste Warnstreiks bei Coca-Cola „160 Euro mehr sind fair“

Mehr als 250 Beschäftigte von Coca-Cola haben auf einer Kundgebung vor der Firmenzentrale ihren Forderungen Nachdruck verliehen.

Mit Warnstreiks im „Verkaufsgebiet Ost“ haben die Beschäftigten von Coca-Cola gestern klar gemacht, dass sie für ihre Forderungen nach mehr Lohn für alle hartnäckig kämpfen werden. Die Beschäftigten gingen für Stunden in den Ausstand. Mehr als 250 Beschäftigte „tauschten“ zudem ihre Frühschicht gegen eine Fahrt nach Berlin ein, um mit Arbeitsbeginn vor der Firmenzentrale von Coca-Cola European Partners Deutschland (CCEP DE) lautstark zu protestieren. Parallel zur Aufsichtsratssitzung des Unternehmens machten sie ihrem Unmut Luft.

Mit langem Atem

Das Trötkonzert und Forderungen wie „160 Euro mehr sind fair“ waren sicherlich bis in den letzten Winkel des Gebäudes zu hören. Und ein deutliches Signal an die Arbeitgeber in den Sitzungsräumen, ihr mickriges Angebot zu überdenken. Mit Tröten und auf Transparenten und Spruchbändern machten die Beschäftigten klar, dass sie so lange den Druck erhöhen, bis ein Angebot vorliegt, dass keine „Mogelpackung“, kein „Magerangebot“ ist. „Das ist erst der Anfang einer Streikwelle, die alle 36 Standorte erreichen wird, wenn die Arbeitgeber nicht endlich ein verhandelbares Angebot vorlegen“, sagte Freddy Adjan, der Verhandlungsführer der NGG.

Einladung? Nicht angenommen

Der Einladung der Betriebsräte, draußen mit den Beschäftigten ins Gespräch zu kommen, folgten die Arbeitgeber nicht. Dabei hätte es Gulaschsuppe für alle gegeben. Und auch die Sonne zeigte sich unverhofft. Das Fernbleiben der Geschäftsführung sprach Bände: „Denn wären sie wirklich davon überzeugt, den Beschäftigten ein faires Angebot gemacht zu haben, hätten sie die Einladung, hier draußen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen, angenommen“, war sich Uwe Ledwig, der Streikführer der NGG sicher.

*Standorte, die streikten: Stralauer Allee (Berlin), Hohenschönhausen (Berlin), Genshagen, Perleberg, Perwenitz , Ziesendorf, Halle.

Hintergrund:
Seit Jahren üben die Beschäftigten bei Coca-Cola Verzicht, obwohl sie die Produktivität und das Volumen der Produktion gesteigert haben. In den letzten Jahren wurde die Zahl der Beschäftigten von Coca-Cola in Europa drastisch reduziert. In Deutschland sank die Zahl von rund 12.000 Beschäftigten in 2007 auf etwa 8.000 Ende 2016. Im März 2015 konnte die Gewerkschaft NGG ein Tarifvertragspaket durchsetzen, das den Arbeitsplatzabbau für die Dauer von fünf Jahren sozial verträglich regelt. Jetzt geht es um das Entgelt der Beschäftigten. In der laufenden Tarifrunde fordert die NGG 160,00 Euro mehr für jeden Beschäftigten und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 100,00 Euro. www.ngg.net/coca-cola