Interview mit Guido Zeitler, dem Verhandlungsführer in der Tarifrunde für die Systemgastronomie "Die Beschäftigten sind mit gutem Grund stinksauer"

Mit Warnstreiks und Aktionen, wie hier bei McDonald's in Berlin am 11. Februar, wo auch der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann zu Gast war, erhöht die NGG den Druck.

Nach dem vorläufigen Scheitern der Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) hat die NGG bundesweit zu Aktionen und Warnstreiks aufgerufen. Welche Aktionen sind in der vergangenen Woche gelaufen?

Ja, wir haben den Druck auf die Arbeitgeber bundesweit mit vielen Warnstreiks und Aktionen erhöht. In den ersten Tagen haben sich mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen beteiligt. Und wir haben noch viel in Planung. Nach dem „Angebot“ der Arbeitgeber, das viele Beschäftigte nicht als solches, sondern schlicht als Provokation aufgefasst haben, ist die Bereitschaft der Beschäftigten groß „vor die Tür“ zu gehen. Die Beschäftigten sind mit gutem Grund stinksauer, das bisherige „Magerangebot“ ist nicht hinnehmbar. Zudem hat sich herumgesprochen, dass die Firmenleitung von Starbucks versucht hat, polnische Kolleginnen und Kolleginnen als Streikbrecher zu mobilisieren. Das hat die Wut auf den Arbeitgeber nicht unbedingt gemildert.

Wie habt ihr von dieser Anwerbeaktion polnischer „Aushilfen“ für den Einsatz in deutschen Starbucks-Filialen im Falle eines Streiks erfahren?

Von den polnischen Kolleginnen und Kollegen und Journalisten. Unser europäische Organisation (EFFAT) ist auch aktiv geworden, aber eigentlich hat sich diese internationale Mobilisierung verselbstständigt. Es gab sogar Kundgebungen vor Starbucks-Filialen in Polen und nach ein, zwei Tagen war der Spuk vorbei. Die Beschäftigten wissen jetzt, Starbucks arbeitet mit allen Tricks, um ihren Arbeitskampf zu sabotieren. Und dieses Wissen hat einen weiteren Mobilisierungsschub bewirkt, der gestern in erste Warnstreiks bei Starbucks mitten in Berlin mündete.

Infos zur Tarifrunde: www.ngg.net/system2017

Hintergrund: Es geht in der Tarifrunde Systemgastronomie um faire Löhne für die rund 100.000 Beschäftigten, die bei McDonald’s, Burger King, Nordsee, Kentucky Fried Chicken, Pizza Hut, Autogrill und Starbucks arbeiten. Die NGG fordert eine Erhöhung der Löhne um mindestens sechs Prozent und eine überproportionale Anhebung der untersten Tarifgruppe, die sich im Ergebnis deutlich vom gesetzlichen Mindestlohn abheben soll. Die Arbeitgeber haben bislang nur ein inakzeptables Angebot vorgelegt, das für die Beschäftigten dieser Lohngruppe am Ende des Monats eine Differenz vom Mindestlohn von monatlich 5,07 Euro ergäbe.