Was wurden sie beklatscht und gelobt, die Menschen, die in Corona-Zeiten den Laden am Laufen halten: Krankenschwestern und Altenpfleger, Ärztinnen oder die Beschäftigten in den Gesundheitsämtern. Jetzt sind viele der Frauen und Männer im „Öffentlichen Dienst“ in den Streik getreten. Dafür ernten sie und ihre Gewerkschaften nicht nur Zustimmung: Wie kann man nur? Wie kann man gerade jetzt, mitten in der Corona-Krise, die Arbeit niederlegen?
Was bleibt sonst?
Ich stelle eine Gegenfrage: Was bleibt denn sonst? Nach zwei Tarifverhandlungen haben die Arbeitgeber noch nicht einmal ein Angebot über eine Lohnerhöhung abgegeben. Im Osten sollen die Menschen auch 30 Jahre nach der Wende weiterhin mehr arbeiten - für weniger Geld. Die Blockade von Bund und kommunalen Arbeitgebern zeigt: Den schönen Worten sollen offenbar mal wieder keine Taten folgen. Aber Respekt zeigt sich am Ende eben auch auf dem Kontoauszug. Und nur, wenn gute Arbeit auch ordentlich bezahlt wird, finden die Behörden, Schulen, Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen auch künftig gut ausgebildetes Personal, das auch in der nächsten Krise für uns alle wieder alles gibt.
Das wollen die Mitglieder von ver.di, GEW und GdP jetzt mit Streiks deutlich machen. Natürlich nervt das, wenn jetzt die Kita wieder schließt oder nicht jeder Bus kommt. Die richtigen Adressaten für Kritik sind aber nicht die Streikenden, die sich selbstbewusst für ihre Rechte einsetzen, sondern die Arbeitgeber, die schönen Worten keine Taten folgen lassen.
Dass man auch in Corona-Zeiten streiken kann, machen wir vor. In nur drei Monaten haben Mitglieder der Gewerkschaft NGG in mehr als 100 Streiks für ihre Rechte gekämpft: Mit Abstand und Maske und mit voller Energie.
Wir stehen an der Seite der Streikenden im Öffentlichen Dienst und wünschen viel Erfolg!
Ein Kommentar von Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft NGG