Backgewerbe Genervt, gestresst, beleidigt

02. August 2022

Immer freundlich trotz wachsendem Stress. Viele Backwarenverkäuferinnen klagen über hohe Belastungen.

Das Arbeiten im Bäckerhandwerk ist durch Corona noch anstrengender geworden, besonders im Verkauf. Eine Bäckerin beschrieb es Anfang dieses Jahres in einer Fachzeitschrift so: „Unsere Fachverkäuferinnen sind in den letzten zwei Jahren genervt, gestresst und von Kunden beleidigt worden. Neben Abverkauf und Serviceleistungen, mussten noch Impfkontrollen durchgeführt werden. Einige wechseln die Branche, da sie keinen Kundenkontakt mehr möchten.“

„Es wird mehr Druck ausgeübt“

Die Folge für die Bäckereifachverkäuferinnen, die in der Branche bleiben, sind ähnlich wie im Gastgewerbe: weniger Personal, am Nachmittag schließen häufig die Bäckereien. Peter Störling, NGG-Referatsleiter Backgewerbe: „Es wird mehr Druck auf das vorhandene Personal ausgeübt. Dienstpläne oder abgesprochene Zeiten werden nicht eingehalten, gerade in der Urlaubszeit ist dies ein Thema. Bei den heutigen Arbeitsbedingungen ist es immer schwerer, junge Menschen für das Bäckerhandwerk zu begeistern.“ Dies gelte insbesondere in Bezug auf die Nachtarbeit in der Produktion. Es gebe zur Zeit Ansätze, mit Hilfe von Kältetechnik weniger Arbeitszeit in die Nacht zu legen: „Die Umstellung von Nacht- auf Tagesproduktion ist aktuell ein großes Thema. Dies wirft aber das Problem des Verdienstes auf. In der Nacht gibt es mehr Netto durch die Steuerfreibeträge. Zudem ist es ausgesprochen schwierig, vor dem Hintergrund der anstehenden Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro Tarifverhandlungen in der Branche zu führen.“ Mittelfristig, so Störlings Prognose, werde ein Teil der kleinen Bäckereien verschwinden.

NGG startet Bäcker-Hotline

Um die Beschäftigten im Bäckerhandwerk mit Rat und Tat zu unterstützen, hat die Gewerkschaft NGG am 1. August 2022 ihre Bäcker-Hotline neu gestartet. Wer Fragen zum Gehalt, zu Überstunden oder anderen arbeitsspezifischen Themen hat, kann die NGG-Bäcker-Hotline unter der Telefonnummer 040-38013-265 anrufen: montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr. Die Hotline richtet sich auch an Beschäftigte, die noch nicht Mitglied der Gewerkschaft NGG sind.