

Wirtschafts- und Ernährungspolitik
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Für eine soziale und gerechte Lebensmittelwirtschaft
Wirtschaftspolitik ist bei der NGG immer auch Ernährungspolitik. Denn die Frage, wie Lebensmittel produziert, verarbeitet und verkauft werden, betrifft nicht nur Unternehmen und Märkte – sie betrifft uns alle: als Beschäftigte in der Branche und als Verbraucher*innen im Alltag.
Ob in der Industrie, im Handwerk oder im Gastgewerbe: Unsere Mitglieder arbeiten dort, wo gegessen, gekocht, serviert und verkauft wird. Sie erleben jeden Tag, wie sich wirtschaftliche Entscheidungen auf Arbeitsbedingungen, Löhne und Preise auswirken – direkt und spürbar.
Die NGG vertritt in diesem Bereich die Interessen von rund:
- 1,12 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der verarbeitenden Ernährungswirtschaft (davon 640.000 in der Industrie und 480.000 im Handwerk),
- sowie 1,09 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 870.615 Minijobber*innen im Gastgewerbe. Das Gastgewerbe ist damit Stand erstes Quartal 2025 die Branche mit den zweitmeisten Minijobber*innen (Quelle: Quartalsbericht Minijob-Zentrale)
Wirtschaft, Klima und Spekulation
Wer zahlt am Ende den Preis?
Steigende Preise bei Lebensmitteln betreffen unsere Mitglieder doppelt: als Arbeiter*innen in der Produktion und als Konsument*innen im Supermarkt. Ein aktuelles Beispiel: der Kakaopreis.
- In vielen NGG-Branchen wird mit Kakao gearbeitet – ob in der Süßwarenindustrie, bei Backwaren oder in der Gastronomie.
- Durch Klimakrise und Dürren in Anbauländern ist das Angebot knapp geworden.
- Doch der Preisanstieg lässt sich nicht nur durch Wetterextreme erklären: Auch Finanzspekulationen auf Rohstoffe treiben die Preise weiter in die Höhe.
Wenn Finanzinvestoren mit ihren Fonds auf steigende Preise wetten, zahlen am Ende die Verbraucher*innen – und nicht selten auch die Beschäftigten mit steigender Belastung und unsichereren Märkten.
Unser Einsatz:
Ernährungspolitik mit sozialer Verantwortung
Die NGG setzt sich für eine Ernährungspolitik ein, die:
- soziale Gerechtigkeit,
- ökologische Nachhaltigkeit und
- faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen verbindet.
Wir analysieren Trends, zeigen Missstände auf und machen konkrete Vorschläge – in Gesprächen mit Politik, Unternehmen und Öffentlichkeit. In eigenen Projekten untersuchen wir etwa:
- die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungswirtschaft,
- die Rolle der Finanzmärkte bei der Preisbildung von Lebensmitteln.
Denn klar ist: Essen und Trinken sind keine Spekulationsware, sondern Grundbedürfnisse.
Ernährungswirtschaft ist auch Industriepolitik
Viele Betriebe im Lebensmittelsektor gehören zur Industrie: arbeitsteilig, automatisiert und oft großstrukturiert.
Deshalb ist die NGG Teil des Bündnisses „Zukunft der Industrie“ – gemeinsam mit anderen Gewerkschaften, Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden, der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und dem Bundeswirtschaftsministerium.
Zentrale Themen dort: bezahlbare Industriestrompreise, faire Rahmenbedingungen für den Industriestandort Deutschland und die Rolle der Industrie im sozial-ökologischen Wandel.
- Mehr zum Bündnis “Zukunft der Industrie”
Die Energiekosten machen in der Ernährungsindustrie je nach Branche 4–15 % der Produktionskosten aus. Wer klimaneutral wirtschaften will, muss investieren – in Effizienz, erneuerbare Energie und neue Technologien.
Unsere Position:
Klimaschutzverträge können beim Umbau helfen – aber nur, wenn sie an Standortsicherung, Beschäftigung, Tariftreue und Mitbestimmung geknüpft sind. Auch staatlich geförderter Industriestrom muss an diese Bedingungen gebunden sein.
Hintergrund: Was sind eigentlich Klimaschutzverträge?
Aktuell ist die Industrie für über 20 Prozent aller CO₂-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Sie soll nach dem Bundesklimaschutzgesetz ihre CO₂-Emissionen massiv senken: bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990, bis 2040 um 88 Prozent und 2045 muss Klimaneutralität erreicht werden. Das kostet. Klimaschutzverträge gleichen diese Mehrkosten aus – unter Bedingungen.
So funktionieren sie:
- Auktion: Der Staat schreibt eine Auktion aus. Das Unternehmen, dass meisten CO₂ einspart, erhält den Zuschlag.
- Vertrag: Der Staat zahlt dann für dieses Unternehmen die Differenz zu herkömmlichen Produktionskosten.
- Umbau: Die Firma modernisiert und muss bis zum Vertragsende nach 15 Jahren 90 % CO₂ einsparen.
- Rückzahlung: Sobald sich die neue Anlage rechnet, fließt Geld zurück an den Staat.
Die Macht großer Supermarktketten führt zu enormem Preisdruck – und der wird oft direkt an die Beschäftigten in der Ernährungswirtschaft weitergegeben. Besonders dort, wo es keine Tarifbindung gibt, steigen die Belastung und sinken die Löhne.
Unser Ziel:
Ein wirkungsvolles Gesetz gegen unfaire Handelspraktiken, das nicht nur kleine Unternehmen schützt. Wir fordern:
- die Abschaffung der Umsatzgrenze (350 Mio. €),
eine Generalklausel gegen unfaire Methoden.
- Zur NGG-Stellungnahme zur UTP-Richtlinie
Jedes Kind in Deutschland – egal ob Kita oder Schule – soll ein gesundes, kostenfreies Mittagessen erhalten. Das schützt vor Mangelernährung, fördert Chancengleichheit und stärkt die Esskultur.
Für uns selbstverständlich: Zu einem guten Mittagessen gehören:
- fair bezahlte Jobs in Küche und Landwirtschaft,
- mehr Tarifbindung und Mitbestimmung,
- umwelt- und tiergerechte Produktion.
Ein Hebel für bessere Ernährung UND bessere Arbeit.
Tierwohl & Gesundheit: Regulierung statt Verbraucherlenkung
Verbraucher*innen mit Zucker- oder Fleischsteuern „erziehen“? Das trifft vor allem Menschen mit geringen Einkommen und ist sozial nicht gerecht.
Stattdessen braucht es:
- klare gesetzliche Standards (z. B. Verbot von Haltungsstufe 1),
- steuerfinanzierte Unterstützung für Stallumbauten,
- verbindliche Vorgaben für Tierwohl und nachhaltige Landwirtschaft.
Tiergerechte Haltung darf kein Luxusgut sein.
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Gemeinsam noch stärker
Rund 180.000 Mitglieder sind wir schon in der NGG. Aber wir wollen mehr werden: je mehr wir in der Gewerkschaft sind, desto stärker sind wir.