Vorgestellt: Pinar Zerik, NGG-Mitglied und Betriebsrätin bei Starbucks Wir sollten uns mehr zutrauen!

Pinar Zerik (links) und Khaled Saleha haben klare Erwartungen an ihren Arbeitgeber Starbucks.

Hinter Pinar Zerik, Mitglied im Gesamtbetriebsrat von Starbucks (AmRest), liegen aufregende Zeiten – vor ihr auch. Die knapp 150 deutschen Filialen der Kaffeehaus-Kette Starbucks wurden im Mai dieses Jahres auf einen Schlag überraschend an AmRest Coffee, ein bis dato in Deutschland höchstens Insidern bekanntes Unternehmen mit Sitz in Polen verkauft.

Für Pinar Zerik und ihre BetriebsratskollegInnen waren die Folgen des Verkaufs zunächst kaum einzuschätzen. Schnell hieß es, die neuen Inhaber wollen aus dem Arbeitgeberverband der Systemgastronomie aussteigen – mit allen spürbaren Folgen für die rund 2.000 Beschäftigten von Starbucks. Das konnte abgewendet werden, AmRest ist weiter Mitglied im Bundesverband der Systemgastronomie (BdS). Mit dem BdS, in dem auch andere namhafte Konzerne wie McDonald’s, Burger King, Nordsee, Autogrill und Pizza Hut organisiert sind, befindet sich die NGG aktuell in schwierigen Tarifverhandlungen. Als Mitglied der NGG-Tarifkommission ist Pinar Zerik auch dabei in vorderster Reihe eingebunden.

Ein Dorn im Auge?

Mitglied der NGG ist Pinar Zerik seit 2012. Damals wurde sie von einem ihrer Vorgänger als Betriebsrat bei Starbucks davon überzeugt, sich aktiv als Gewerkschaftsmitglied für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Besonders viel Überzeugungsarbeit war bei der politisch interessierten Berlinerin nicht nötig. Den Job als „Barista“ (Experte für die Zubereitung von Kaffeespezialitäten) hat Pinar Zerik, wie viele bei Starbucks, damals eigentlich nur als Job neben ihrem Studium gemacht. Heute, mit abgeschlossenem Lehramtsstudium in der Tasche, ist Pinar Zerik die einzige freigestellte Betriebsrätin bei Starbucks. Dass sie sich „in Vollzeit“ um die Belange der Beschäftigten von Starbucks kümmern kann, scheint dem Management ein Dorn im Auge. So jedenfalls könnte man die Entscheidung deuten, die Berliner "Starbucks-Distrikte“ neu aufteilen zu wollen. Das hat die Folge, dass die Mitarbeiterzahl im Distrikt 3, in dem Pinar Zerik arbeitet, unter die vom Betriebsverfassungsgesetz für die Freistellung eines Betriebsratsmitglieds vorgesehene Grenze von 200 Beschäftigten fallen würde und sie künftig nicht mehr freigestellt wäre.

„Wir halten zusammen, egal was kommt“

Pinar Zerik und ihre BetriebsratskollegInnen bei Starbucks lassen sich weder unterkriegen, noch auseinanderdividieren: „Wir halten eng zusammen und das werden wir auch weiterhin tun, egal was kommt.“ Unterstützung und Rückhalt bekommt Pinar Zerik dabei von der NGG in Berlin-Brandenburg, zuletzt auch bei den Verhandlungen über die geplante Neustrukturierung von Starbucks in Berlin.

"Wir sollten uns mehr zutrauen!"

Für die laufenden Tarifverhandlungen mit dem BdS erhofft sich Pinar Zerik nicht nur, dass die Beschäftigten bei Starbucks, McDonald’s, Burger King und Co. künftig spürbar mehr Geld für ihre anstrengende Arbeit bekommen, sondern auch, dass im Tarifvertrag die Besonderheiten der Arbeit als Starbucks-Barista bei den für die Eingruppierung wichtigen Tätigkeitsmerkmalen aufgenommen werden. Auch an die Beschäftigten in der deutschen Systemgastronomie hat sie Wünsche: „Es ist wichtig, dass sich die Leute bewusst werden, dass sie Rechte haben, für die man einstehen muss. Dass sie eine gute Arbeit machen, die einen Preis hat und die mehr wert ist als der Mindestlohn. Wir sollten uns mehr zutrauen!“

Dieser Artikel erschien zuerst in der eingkeit, der Mitgliederzeitung der NGG (Nr. 6 2016).

Aktuelle Infos zu den Tarifverhandlungen in der deutschen Systemgastronomie: www.ngg.net/system2017