Interview: Die italienische Barilla-Gruppe hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Funktioniert auf allen Ebenen

14. Dezember 2020

Auch der Weltmarktführer im Bereich Pasta, die italienische Barilla Gruppe, hat sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Das Unternehmen, mit Standorten in Deutschland und ganz Europa, ist nach wie vor familiengeführt. Neben Nudeln unterschiedlicher Marken gehört auch Wasa Knäckebrot zum Konzern. Die „einigkeit“ hat bei Barilla nachgefragt:

Gab es für das Thema "Nachhaltigkeit" so etwas wie eine Initialzündung bei Barilla?

Als familiengeführtes Unternehmen sind wir uns unserer Verantwortung für die Menschen und den Planeten seit jeher bewusst. Das Ziel unseres Gründers Pietro Barilla war, „gutes Essen“ zu produzieren und er prägte den Satz „Gib den Menschen Essen, das Du Deinen eigenen Kinder geben würdest“. Dieses Prinzip ist mit unserer Mission „Gut für Dich, gut für den Planeten“ fest in unserem unternehmerischen Handeln verankert. 2009 haben wir die Stiftung Barilla Center for Food and Nutrition Foundation (BCFN) gegründet. Sie soll helfen, das Wissen über die Lebensmittelkette besser zu verstehen und zu teilen, von der Produktion über Lebensmittelabfälle, Verbrauch bis hin zu Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit begreifen wir daher als elementare Säule unserer Firmenphilosophie.

Wie werden die Beschäftigten mitgenommen und eingebunden?

Das „Gut für Dich“ im Unternehmensleitbild umfasst auch das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein sicheres und stimulierendes Arbeitsumfeld soll es ihnen erlauben, berufliches Wachstum voranzutreiben. Arbeiten von Zuhause verbessert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Barilla hat einen Vielfalt- & Inklusionsausschuss ins Leben gerufen und dank regelmäßiger Mitarbeiterbefragungen stellen wir einen kontinuierlichen Austausch sicher, sodass wir die Themen Jobzufriedenheit, Vielfalt und Inklusion proaktiv vorantreiben. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich aktiv zu unterschiedlichen Themen einbringen, um zum kulturellen Wandel im Unternehmen beizutragen. Außerdem haben wir uns als erstes Unternehmen im Konsumgüterbereich dazu verpflichtet, bis Ende 2020 geschlechtsspezifische Lohnunterschiede auf globalem Level aufzuheben.

 Hat sich das Unternehmen verändert?

Unser Unternehmen befindet sich im stetigen Wandel, um auf die sich immer schneller verändernden Sichtweisen und Anforderungen der Konsumenten, der Gesellschaft und des Planeten zu reagieren. Durch nachhaltiges Handeln auf verschiedenen Ebenen sichern wir unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Arbeitsplätze. Wir sind der Auffassung, dass das Thema Nachhaltigkeit nur ganzheitlich zu verstehen ist. Dabei ist es wichtig, die gesamte Wertschöpfungskette – vom Feld bis zum Teller – zu betrachten und diese stetig zu optimieren.

Wie kommt die Nachhaltigkeitsstrategie beim Verbraucher an?

 In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Konsumenten ein zunehmend stärkeres Bewusstsein für Ernährung und Klimaschutz entwickelt haben. Sie investieren mehr Zeit als früher dafür, sich mit Marken und ihren Werten auseinanderzusetzen. Hersteller müssen ihren eigenen Weg finden, Engagement sichtbar zu machen und sich authentisch und zukunftsorientiert zu positionieren. Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie sowie der direkte Dialog mit dem Konsumenten sind dabei unerlässlich. 

Welches sind die nächsten Projekte?

Das Thema Nachhaltigkeit ist für uns elementar und damit stetiger und konsequenter Bestandteil der strategischen Unternehmensausrichtung.

Die Marke Wasa zum Beispiel ist als erster Kategorie-Marktführer im Bereich Lebensmittel weltweit CO2-neutral. Dafür haben wir seit Jahren alle CO2-Emissionen, vom Getreidefeld bis ins Regal, drastisch reduziert. Die verbliebenen Emissionen wurden durch die Förderung globaler Projekte für mehr erneuerbare Energien und den Erhalt des Regenwaldes kompensiert.

Nun gehen wir den nächsten Schritt und fokussieren uns auf unseren wichtigsten Rohstoff, den Roggen. Er steht für mehr als 25 Prozent unserer gesamten Emissionen.

Mit dem „Wasa CO2 Konzept“ werden wir neue Verträge mit unseren Lieferanten abschließen, die einen verantwortungsbewussteren und nachhaltigeren Anbau (Precision Farming, Einsatz von BAT Dünger und Biokraftstoffen) von Roggen vorsehen, um die Reduzierung der CO2-Emissionen voranzutreiben.

Unser Ziel ist es, Jahr für Jahr den Anteil der Landwirte, die das „Wasa CO2 Konzept“ unterstützen, zu steigern, sodass wir bis 2025 100 Prozent unseres Roggenvolumens auf diese Standards umgestellt haben. Dadurch werden wir voraussichtlich die Emissionen unseres Roggens um 10 bis 15 Prozent reduzieren.

Zudem haben wir in Partnerschaft mit Indigo Agriculture ein dreijähriges Pilotprojekt zur regenerativen Landwirtschaft gestartet, das darauf abzielt, die CO2-Emissionen während des Anbaus zu reduzieren und besser im Boden zu binden.

Für uns beginnt alles mit einer nachhaltigen Landwirtschaft und endet mit einer nachhaltigen Verpackung. Alle Produkte der Barilla Gruppe sind ab 2020 zu 100 Prozent recyclebar. Zudem verwenden wir ausschließlich Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Auf diese Weise sind wir stetig dabei, unsere Prozesse, Produkte und Abläufe zu optimieren.

Wo steht die Lebensmittelindustrie insgesamt beim Thema Nachhaltigkeit?

Wir sehen viel Bewegung in der Lebensmittelbranche und in den letzten Jahren gab es durchaus positive Veränderung, zum Beispiel der steigende Bedarf an Siegeln, die sich für das Tierwohl einsetzen, und eben auch eine nachhaltige Produktion. Allerdings ist auch klar, dass in der Lebensmittelindustrie noch Luft nach oben ist. Wir gehen als Unternehmen mit gutem Beispiel voran und zeigen, dass Nachhaltigkeit auf allen Ebenen funktioniert – von der Ernte bis zum Verkauf im Supermarktregal.

Dieses Interview wurde im Dezember 2020 für die "einigkeit", das Mitgliedermagazin der NGG, geführt (Ausgabe Nr. 4, 2020).