Aktuell 43.000 offene Stellen in Hotels und Gaststätten NGG sieht Job-Perspektive für Geflüchtete aus der Ukraine im Gastgewerbe (Kopie 1)

Hamburg, 19. Mai 2022

 

Helfende Hände gesucht: Viele Hotels und Gaststätten sind derzeit dringend auf neues Personal angewiesen – und könnten dabei auch Geflüchteten aus der Ukraine eine Job-Perspektive bieten. „Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden. Viele suchen bereits nach Arbeit“, sagt Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Die NGG verweist auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Danach zählte das Gastgewerbe im April bundesweit rund 43.000 offene Stellen – doppelt so viele wie ein Jahr zuvor.

„Das ist auch eine Chance für die Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen bieten“, so Zeitler. Gerade das Gastgewerbe sei weltoffen: Dort arbeiteten schon immer Menschen unterschiedlichster Herkunft – auch aus Osteuropa. „Die Branche ist ideal für den Quereinstieg: Von der Küche bis zum Service – hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte werden ohnehin dringend gebraucht – vom Barkeeper bis zur Hotelfachfrau“, betont Zeitler.

Der NGG-Vorsitzende verweist darauf, dass sich die Bezahlung im Gastgewerbe zuletzt deutlich verbessert habe. Nach den jüngsten Tarifabschlüssen, die die NGG mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in 14 von 16 Bundesländern ausgehandelt hat, erhöhen sich die Einkommen stark. Fachkräfte kommen, ebenso wie Ungelernte, auf ein Plus im zweistelligen Bereich. Der Einstiegsverdienst in den meisten Bundesländern liegt mittlerweile bei mindestens 12 Euro pro Stunde.

„Bessere Einkommen machen die Arbeit an Theke und in der Küche deutlich attraktiver. Nicht nur heimische Beschäftigte, sondern gerade auch Kriegsflüchtlinge, die einen Job suchen, sollten darauf bestehen, nach Tarif bezahlt zu werden“, rät Zeitler. Tipps gibt es bei der NGG vor Ort. Infos rund um die Arbeitsrechte, die Nicht-EU-Bürger haben, bieten die Beratungsstellen des gewerkschaftsnahen Netzwerks „Faire Integration“ – auch in ukrainischer Sprache (www.faire-integration.de).

Jetzt sei die Politik in der Pflicht, rasch die Weichen zu stellen, um das Fußfassen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Wichtig ist, dass die ukrainischen Bildungsabschlüsse unkompliziert anerkannt werden. Und es muss einen vereinfachten Zugang zu Sprachkursen geben. Denn die Sprache ist der Schlüssel, um zurechtzukommen“, so Zeitler.

 

Angesichts des hohen Anteils an Frauen mit Kindern unter den Geflüchteten müsse sich der Staat zudem um genug Kita- und Schulplätze kümmern. „Denn ohne Betreuungsangebote kommt für die Eltern maximal ein Minijob mit wenigen Wochenstunden infrage. Damit wäre allerdings die Chance auf eine echte berufliche Integration vertan“, warnt Zeitler. Das Potential der Geflüchteten sei enorm: Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren 92 Prozent der Ukrainerinnen in ihrer Heimat erwerbstätig oder befanden sich in der Ausbildung.

An die Adresse der Unternehmen macht der NGG-Vorsitzende deutlich: „Das Gastgewerbe steht für Gastfreundschaft und Willkommenskultur. Dazu gehört in dieser Situation, dass die Menschen, die in der Branche arbeiten wollen, fair bezahlt und behandelt werden. Gleichzeitig sollten die Firmen Geduld haben, gerade wenn am Anfang Deutschkenntnisse noch fehlen.“ Das Hotel- und Gaststättengewerbe habe das Zeug dazu, ein „Integrationsmotor“ zu werden. Diese Chance sollte die Branche nutzen.