Ernährungsbranche ist Wirtschaftsfaktor | Kritik an Einzelhandel

Deutsche essen 784.000 Tonnen Schokolade pro Jahr

Berlin – 23. Januar 2018

33.000 Sattelschlepper voll mit Schokolade: So groß ist der Hunger auf Süßes zwischen Nordsee und Alpen pro Jahr. Von der Tafel über die Praline bis zum Riegel: 784.000 Tonnen Schokolade aßen die Deutschen zuletzt rein statistisch – gut 9,5 Kilo pro Kopf. Beim Käse waren es gut zwei Millionen Tonnen – 24,5 Kilo pro Einwohner. Zugleich wurden 85,5 Millionen Hektoliter Bier getrunken (104 Liter pro Kopf). Schokolade, Käse, Bier – nur drei Beispiele, die zeigen, welche Bedeutung Lebensmittelindustrie und -handwerk haben, sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Knapp 700.000 Arbeitsplätze hängen laut Bundesagentur für Arbeit an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. „Die Branche ist ein echtes Schwergewicht. Nimmt man den Umsatz, ist sie der drittgrößte Industriezweig Deutschlands – ein Großteil der Produktion geht in den Export“, sagt die NGG-Vorsitzende Michaela Rosenberger. Auf der Grünen Woche in Berlin – einem der größten Branchentreffen – zeigten derzeit Hersteller aus allen Bundesländern Gesicht.

Neue Food-Trends wie gluten- oder laktoseftreies Essen seien eine Herausforderung auch für die deutsche Ernährungswirtschaft, so Rosenberger. Derweil belege sie bei Produktions- und Hygienestandards weltweit einen Spitzenplatz. Kaum irgendwo sei die Lebensmittelsicherheit höher als hierzulande.

Eine Voraussetzung für gutes Essen und Trinken sei jedoch, dass dieses fair produziert werde – angefangen vom Anbau der Zutaten bis hin zu den Arbeitsbedingungen in der Verarbeitung. Dazu hat die NGG eine lebensmittelpolitische Initiative gestartet. Michaela Rosenberger: „Gute Ernährung und gute Arbeit gehören zusammen. Hygiene unter Zeitdruck – das kann zum Beispiel nicht gutgehen.“ Dies bedeute auch, dass Unternehmen Tarifverträge einhielten und sich an der Berufsausbildung beteiligten, betont die Gewerkschafterin.

Mit Sorge sieht die NGG den Trend zur Verramschung: „Gerade bei Getränken, Fleisch und Süßwaren erleben wir regelrechte Rabatt-Schlachten in den Supermärkten. Damit werden Lebensmittel oft weit unter Wert verkauft“, kritisiert Rosenberger. Weniger als 70 Cent für eine Tafel Marken-Schokolade sei in einer fairen und umweltgerechten Produktion nicht machbar. Gleichzeitig erhöhten solche Preise den Druck auf die Beschäftigten und ihre Arbeitsbedingungen.

An die Verbraucherinnen und Verbraucher appelliert die NGG daher, nicht nur auf den günstigsten Preis zu achten. „Gute Lebensmittel sollten den Käuferinnen und Käufern etwas wert sein. Gleichzeitig können sie damit die heimische Wirtschaft stärken – und beim Essen neben dem Genuss auch ein gutes Gewissen haben.“

Pressemitteilung als PDF