Lieken AG: Der Umbau geht voran "Wir werden das zu verhindern wissen"

Die Lieken AG beliefert Supermärkte und Discounter auch mit Aufbackprodukten.

Mit aktuell etwa 4.500 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von über 700 Millionen Euro ist die Lieken AG mit Sitz in Düsseldorf einer der ganz großen Backwarenhersteller in Deutschland. Ihre Tochterfirmen, zum Beispiel die Lieken Brot- und Backwaren GmbH und das Logistik-Unternehmen Logi-K, versorgen täglich viele tausend Supermärkte und Discounter in ganz Deutschland mit Backwaren - von Markenprodukten wie Golden Toast und Lieken Urkorn bis zu den im Namen der jeweiligen Handelskette hergestellten Eigenmarken.

Der Umbau geht voran

Seit Juni 2013 gehört die Lieken AG zu Agrofert, einem der größten Unternehmen in der Tschechischen Republik. Agrofert ist ein Konglomerat aus über 200 Firmen mit ca. 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gründer und Eigentümer von Agrofert ist der Milliardär und Politiker Andrej Babis.

Seit dem Wechsel des Eigentümers geht der Umbau und die Neuausrichtung des Unternehmens in schnellem Tempo voran - mit direkten Folgen für die Beschäftigten. Zuletzt wurde die Belegschaft von der Ankündigung über den Austritt des Unternehmens aus den Arbeitgeberverbänden überrascht. Zwischen der Gewerkschaft NGG und dem Verband Deutscher Großbäckereien neu abgeschlossene Flächentarifverträge werden damit nicht mehr für Lieken gelten.

Löhne und Gehälter nach unten schrauben?

Aktuell wird versucht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Betriebsräten die ?Vorteile? des Verbandsaustrittes schmackhaft zu machen. Statt über den Arbeitgeberverband, könnte man nach dem Austritt künftig direkt mit den Vertretern der Arbeitnehmer über Lohnerhöhungen und Arbeitsbedingungen verhandeln. Aus Sicht von NGG hat der Verbandsaustritt vor allem den Zweck, Löhne und Gehälter bei Lieken nach unten zu schrauben und sich so einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern zu verschaffen.

Folgen für alle Beschäftigten der Branche

Claus-Harald Güster, stellvertretender NGG-Vorsitzender, warnt vor den Konsequenzen des Verbandsaustritts: "Die Beschäftigten in der Branche dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden - einen Wettlauf um immer mehr Profit darf nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen werden. Durch den angekündigten Verbandsaustritt von Lieken besteht die Gefahr, dass Löhne und Entgelte in der Branche deutschlandweit deutlich nach unten gedrückt werden. Die bestehenden Flächentarifverträge sorgen dafür, dass die Unternehmen unter gleichen Rahmenbedingungen arbeiten. Sie sind die Leitplanken, die verhindern, dass sich Löhne und Arbeitsbedingungen immer weiter verschlechtern und die konkurrierenden Unternehmen einen Unterbietungswettbewerb starten, bei dem es auf Seiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keine Gewinner gibt. Wir werden das zu verhindern wissen. 

Falls notwendig, wird NGG gemeinsam mit den Beschäftigten in jedem Betrieb einzeln für gute Arbeitsbedingungen und ordentliche Löhne kämpfen. Es ist klar: Wenn ein so großes Unternehmen wie Lieken aus dem Verband austritt, hat das nicht nur kurzfristige Folgen für die dortige Belegschaft, sondern langfristig für alle in der Branche beschäftigten Menschen."