Neue Studie von Gewerkschaft NGG und Hans-Böckler-Stiftung Guido Zeitler: “Das Gastgewerbe braucht jetzt den Neustart: Die Löhne müssen rauf, die Arbeitszeiten runter.“

 

Berlin, 17. Oktober 2023

Die heute in Berlin vorgestellte und im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der Hans-Böckler-Stiftung erstellte Studie „Branchenanalyse Gastgewerbe: Beschäftigungsentwicklung, Arbeitsbedingungen und Perspektiven vor dem Hintergrund von Corona und Mindestlohn" belegt dringenden Handlungsbedarf in der Branche. Viele Betriebe suchen händeringend nach Fachkräften und Personal. Dieser Trend droht sich noch weiter zu verschärfen: Mehr als ein Drittel (34%) der im Rahmen der Branchenanalyse befragten Beschäftigten sieht die berufliche Zukunft außerhalb des Gastgewerbes.

Zu niedrige Löhne, fehlende Wertschätzung, schlecht planbare und überlange Arbeitszeiten, Personalmangel und hohe psychische und körperliche Belastungen sind im Gastgewerbe Alltag. Mehr als 300.000 Beschäftigte haben die Branche in Zeiten der Corona-Pandemie verlassen. In ihrer Studie zeigen die beiden Wissenschaftler Katrin Schmid und Dr. Stefan Stracke, dass diese, in der Corona-Krise entstandene, Lücke vor allem von Minijobbenden und Ungelernten besetzt wurde.

Katrin Schmid: „Vor der Corona-Pandemie gab es die erfreuliche Entwicklung, dass erstmals seit Jahren die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen in der Branche stärker gewachsen war als die Zahl der prekären Minijobs. Seit Corona hat sich dieser Trend allerdings wieder umgekehrt: Fast zwei Drittel des jüngsten Beschäftigungszuwachs entfallen auf Minijobs. Mit Blick auf die Attraktivität der Branche ist das eine klare Fehlentwicklung.“

Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft NGG: „Durch die Branche muss jetzt ein Ruck gehen. Das Gastgewerbe braucht den Neustart: Die Löhne müssen rauf, die Arbeitszeiten runter. Tarifverträge müssen endlich für alle gelten. Die Zeiten der Ausbeutung sind vorbei – wenn dieses Signal ausbleibt, werden wir wegen Personalmangel in Zukunft noch öfter vor geschlossenen Türen stehen. Mit einer Ausbildung in der Tasche müssen angehende Köchinnen und Restaurant- oder Hotelfachleute zum Start mit mindestens 3.000 Euro brutto rechnen können.“

Die im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der Hans-Böckler-Stiftung erstellte „Branchenanalyse Gastgewerbe“ ist online verfügbar:
www.ngg.net/gastgewerbe-branchenanalyse